This Is Art

by Eva

Chapter Four

Opia – when their eyes turned white
Chapter Four

Geweckt wurde ich schließlich von fahlen Sonnenstrahlen, die sich durch das kaputte Fenster geschlichen hatten und mich nun an der Nasenspitze kitzelten. Meine Augen waren noch schwer vom Schlaf und ich brauche einige Momente, um sie blinzelnd öffnen zu können. Müde richtete sich mein Blick an die Decke über mir, die durch das eingetroffene Licht besser erkennbar war. 

Eine gewisse Entspannung kam in mir hoch, als ich die Maserungen des Holzes mit den Augen abfuhr, zumindest bis ich auf die Matratze zu meiner Rechten blickte und plötzlich hellwach wurde. Augenblicklich saß ich kerzengerade im Bett und suchte den restlichen Raum nach Fabienne ab, die nicht, wie gedacht, neben mir lag. Nicht, dass der Raum großartig viel Fläche anbot, wo sich eine fünfzehn jährige Person vor meinen Blicken verstecken konnte…

Schnell erhob ich mich und warf mir meine Jacke über, ehe ich die Treppen hinunter eilte, was im Nachhinein gesehen wohl nicht die klügste Entscheidung gewesen war, angesichts der Tatsache, wie alt und morsch diese schon war. 

Im unteren Stockwerk angekommen, wurde ich sofort von dem Duft von Kaffee empfangen und selbst wenn ich nie der größte Fan von dem heißen Getränk war, konnte ich nicht leugnen, dass es in dem Moment nichts Besseres hätte geben können.
Woher die beiden sowas wohl auftreiben konnten?

Dem Geruch folgend entdeckte ich schließlich Ivy, die über einer rostig wirkenden Kanne Filterkaffee stand und mich nun auch bemerkt hatte.

Sie schmunzelte, als sie mein immer noch etwas vom Schlaf aufgequollenes Gesicht musterte. „Guten Morgen, sleeping Beauty! Wollte dich Faulpelz nicht wecken; Schönheitsschlaf ist schließlich auch wichtig, wenn draußen Zombies rumrennen, nicht wahr?“

Die Verlegenheit stieg augenblicklich in mir hoch, was das Mädchen mit den rötlichen Haaren jedoch nur zum Lachen brachte. „Teddy und deine Schwester sind draußen im Garten.“

Ich nickte dankbar und folgte ihrer Anweisung. Draußen musste ich mich erst an die plötzliche Wärme gewöhnen, die sich auf meiner Haut breit machte. Ein Blick um die Ecke verriet mir auch endlich, wo meine Schwester abgeblieben war. Langsam bewegte ich mich auf die beiden zu.

Teddy stand neben Fabienne und schien ihr etwas zu erklären. Doch erst, als ich näher kam, erkannte ich, was genau sein Vorhaben war und mein Herz machte einen unangenehmen Sprung gegen meinen Brustkorb. 

„Was wird das..?“, fragte ich angespannt nach und versuchte mich an den Anblick vor mir zu gewöhnen. Bee zuckte sofort erschrocken zusammen und hätte die Pistole in ihren Händen beinahe fallen gelassen. Auch Teddy schien mich nicht bemerkt zu haben und sein Blick richtete sich augenblicklich auf mich. Leichte Unsicherheit spiegelte sich in meinem Gegenüber wieder. „Ich wollte ihr beibringen wie man die Teile verwendet. Sollte heutzutage jeder können.“

„Deswegen dachtest du, es sei eine gute Idee meiner minderjährigen Schwester ohne meine Einverständnis eine Schusswaffe in die Hand zu drücken!?“ Meine Stimme klang schärfer als beabsichtigt, doch wenn ich darüber nachdachte, stand ich absolut dazu.

„Reg dich nicht auf, Cora, er wollte nur-“
Ein scharfer Blick meinerseits ließ das blonde Mädchen sehr schnell wieder verstummen.

„Hey, no need for stress… ich hätte dich fragen sollen, aber die Zombie-Apokalypse hört leider nicht auf sich zu verbreiten, nur weil du bis mittags schläfst.“, rechtfertigte sich der Ältere nun, was mich dazu veranlasste, meine Augenbrauen hochzuziehen.

Er hatte zwar durchaus recht mit seiner Aussage, aber das musste man mir ja nicht sofort ansehen.

„Komm…“, er kam näher und legte seine Hand auf meine Schulter, um mich mit ihm zu ziehen. Etwas kritisch ließ ich zu, mich von ihm neu platzieren zu lassen. Teddy nahm meiner Schwester die Pistole wieder ab – gut für ihn – und drehte sie geschickt in seiner Hand, sodass der Griff zu mir zeigte und bereit war, von mir angenommen zu werden. 

Meine Augenbrauen wanderten noch weiter Richtung Himmel und mein geschockter Blick brachte ihn leise zum Lachen. 
„Glaub mir, das ist halb so schlimm, wie man anfangs denkt. Sie ist nicht geladen, du musst sie nur halten.“

Bee stand mit verschränkten Armen neben mir und musterte mich ebenfalls belustigt.
Jetzt machte sich meine kleine Schwester also auch schon darüber lustig, dass ich ein größerer Angsthase war, wie sie. 
Da meldete sich dann doch mein Stolz und ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich die Waffe, die mir immer noch so einladend angeboten wurde, weitete aber fast eine Sekunde später meine Augen, als ich realisierte, was ich da gerade in meinen Händen hielt.

Ich schnappte erschrocken nach Luft und wandte mich hilfesuchend zu dem Jungen neben mir um, nur um aus Versehen die Waffe direkt auf ihn zu halten, da ich sie soweit wie möglich von mir weghaben wollte, was ihn dazu veranlasste einen Schritt zurück zu springen und die Hände zu heben. „Whoa, easy!“

Mein Schreck wurde nur noch größer. „Fuck! Sorry!“
Überforderung war mir deutlich von meinem Antlitz abzulesen, doch Fabienne riss mich aus meiner Schockstarre, indem sie empört ausrief: „Du hast gesagt, das Wort darf man nicht verwenden!“

Teddy ergriff den Moment und entnahm mir die Waffe schnell wieder, was mich sofort entspannte und mich dazu brachte, den angestauten Atem, den ich unwissentlich wohl angehalten hatte, auszulassen. 

„Okay…“, sagte Teddy nun langsam, um sicherzustellen, dass sich jeder wieder beruhigt hatte. „Das… war nicht der Start, den ich mir vorgestellt habe. Versuchen wir das nochmal, okay? Und vorzugsweise ohne, dass ich theoretisch fast erschossen werde.“
„Sorry…“, murmelte ich schnell und versuchte mich wieder zu fassen.
„Da hat sich die Kleine besser angestellt.“,warf er noch neckend hinterher, was ein breites Grinsen auf Fabiennes Gesicht trieb und mich die Augen verdrehen ließ. 

Teddy stellte sich erneut halb hinter mich – und ja, ich hoffte sehr, dass das kein Fehler war – und erlaubte mir erneut die Pistole zu nehmen, ließ eine seiner Hände aber ebenfalls am Griff. „Also… versuch sie immer auf Augenhöhe zu halten und auf nichts zu zielen, was du nicht auch treffen willst. Hier ist der Abzug… hier die Sicherung.“ Ich nickte aufmerksam. Du tust dir vielleicht leichter durch das Visier zu schauen, wenn du ein Auge zumachst. War bei mir anfangs zumindest so. Versuch’s mal.“

Konzentriert legte ich meine zweite Hand an die Waffe und hob diese etwas an, kniff mein Auge zusammen und visierte den Pfosten vor uns an. Obwohl das Ding so klein war, wog es mehr als gedacht. 

„Gut…“, hörte ich Teddy hinter mir sagen und merkte, wie er langsam seine Hand löste und auf einen anderen Teil zeigte. „Hier ist das Magazin. Wie gesagt, momentan leer. Ist aber ganz leicht zu bedienen, um Patronen zu wechseln.“

Ich senkte die Waffe wieder und blickte zu ihm. „Und was genau halte ich hier jetzt eigentlich?“, fragte ich, während ich den Lauf genauer musterte.

„Eine Glock 22. Größer und schwerer als zum Beispiel die Sechsundzwanziger, dafür hat sie aber eine weitere Reichweite und ist genauer. Durch das größere Gewicht aber anfangs gewöhnungsbedürftiger.“ 
Er nahm sie mir erneut ab und drehte sie in seiner Hand. „Den Rückstoß darf man auch nicht unterschätzen… aber wenn man das erstmal verstanden hat, ist es wesentlich angenehmer damit zu schießen als mit einer kurzläufigen Pistole.“

Die Hälfte war bei dem einen Ohr rein und beim anderen raus gegangen, trotzdem nickte ich verstehend und versuchte mir einfach zu merken, dass sie besser war, wegen… einiger Gründe… 

„Dad meinte, es wäre klüger, wenn ich gleich lerne, mit den richtigen Waffen umzugehen.“ Er machte mit seiner freien Hand Redezeichen in der Luft. „Ich fand Revolver eigentlich immer cooler, weil man da die Patronen noch so Western mäßig in die Trommel-“ – er bemerkte meinen verwirrten Blick – „den drehbaren Teil hinten…“ Der Aha-Moment erschien in meinem Gesicht. „… geben kann, statt einfach ein Magazin reinzuschieben. Aber ich beschwer mich nicht.“

„Kann ich jetzt nochmal?“, mischte sich Bee ungeduldig ein und ich gab nur ein kurzes Nicken als Bestätigung meinerseits ab.
Teddy lächelte mir nochmal kurz zu, ehe er begann, auch ihr alles zu erklären und ihr bei der Handhabung zu helfen.

Im Hintergrund konnte ich hören, wie die Tür aufging und drehte mich zu Ivy um, die sich mit zwei dampfenden Tassen zu mir gesellte. Lächelnd nahm ich eine davon an. In dem Moment hätten wir auch einfach eine Gruppe sein können, die ihr Wochenende am Land verbrachte. 
Aber nein. Da draußen waren immer noch Rastlose. Man durfte sich nicht täuschen lassen.

„Ich glaube, er ist froh, dass ihr hier seid…“, meinte Ivy plötzlich leise. „Weckt irgendwie noch mehr den Beschützerinstinkt in ihm. Es ist gut zu sehen, dass er wieder eine Aufgabe hat, in der er aufblüht.“ Ich musterte ihn von hinten und ließ mir Ivy’s Worte durch den Kopf gehen. Es war alles andere als selbstverständlich, dass die beiden uns überhaupt so herzlich aufgenommen hatten. Aber ich konnte sehen, was sie meinte. Ihr Cousin war eindeutig ein Anführer. Wir konnten uns verdammt glücklich schätzen… 

Next Post

Previous Post

Leave a Reply

© 2024 This Is Art

Theme by Anders Norén

Consent Management Platform by Real Cookie Banner